Wenn du im Umgang mit deinem Pferd das Gefühl hast, nicht weiterzukommen – sei es wegen Missverständnissen, Stress, Unsicherheit, Unwissenheit oder Unwillen – gibt es etwas, dass du selbst -auch als Anfänger- tun kannst, um das Miteinander zu deinem Pferd zu verbessern und deinen Pferdealltag zu entspannen: Achtsamkeit.
Achtsamkeit ist mehr als ein Trendwort – sie kann dir ganz konkret helfen, dich innerlich zu stabilisieren, klarer zu kommunizieren und dein Pferd besser zu verstehen.

In diesem Artikel erfährst du, was sich hinter dem Begriff “Achtsamkeit” verbirgt und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse darüber gewonnen werden konnten.
Zudem gebe ich dir konkrete Übungen an die Hand, die du direkt im Stall ausprobieren kannst. Du brauchst keine Vorkenntnisse in Achtsamkeit, Meditation oder Pferdetraining – nur die Bereitschaft, dir und deinem Pferd aufmerksam zu begegnen.

 

Nun, was bedeutet eigentlich Achtsamkeit?

Achtsamkeit bedeutet, die Realität wertungsfrei wahrzunehmen und dich ganz bewusst auf das Hier und Jetzt zu fokussieren. 🔎 Es geht darum aufmerksam zu beobachten, was gerade geschieht, vermeintliche Kleinigkeiten wahrzunehmen und Zustände klar zu erkennen – ohne zu urteilen. Achtsamkeit heißt auch, deine Gedanken und Handlungen bewusst und präsent zu vollziehen, anstatt automatisch und unreflektiert zu reagieren.

Für´s Pferdetraining bedeutet das konkret: Du bist voll präsent, nimmst dich und dein Pferd aufmerksam wahr und handelst nicht impulsiv oder aus Gewohnheit heraus.

Vielleicht hast du schon einmal bemerkt, dass du bei bestimmten Gedanken Magenschmerzen bekommst oder bei einem gewissen Verhalten deines Pferdes verärgert wirst? Achtsamkeit hilft dir, solche Empfindungen wahrzunehmen, ohne dich dafür zu verurteilen.

”Achtsamkeitstraining” ist keine Trainingsmethode, sondern eine Entscheidung. Die Entscheidung, deine Aufmerksamkeit ganz gezielt auf eine bestimmte Sache zu richten und alles Andere für den Moment auszublenden. Achtsamkeit ist trainierbar – je häufiger du sie übst, desto natürlicher wird sie. Mit der Zeit wird achtsames Wahrnehmen zur Gewohnheit. Es fällt dir dann leichter, achtsam zu sein, weil dein Gehirn gelernt hat, innezuhalten und zu beobachten.

 

Formen der Achtsamkeits-Praxis

Es gibt unterschiedliche Arten, Achtsamkeit auszuüben:

a) Wahrnehmung der Außenwelt:

  • über die fünf Sinne (hören, riechen, tasten, schmecken, sehen)

b) Wahrnehmung innerer Zustände:

  • Wahrnehmung von Körperzuständen und Organen
  • Wahrnehmung von Körperbewegung und -lage im Raum
  • Wahrnehmung des Gleichgewichts

Das passiert während der Ausübung von Achtsamkeit

Durch achtsames Wahrnehmen passiert sehr viel in dir – bzw. sehr viel weniger 😉:

🌀 Du stoppst dein Gedankenkarussell.

🏃🏻‍♀️‍➡️ Du stoppst Hektik und Stress.

⌚ Du übst dich in Geduld.

🧍🏻‍♀️Du nimmst deinen Körper und einzelne Körperteile wirklich bewusst wahr.

💭 Du erkennst deine Gefühle und Gedanken klarer.

🌄 Du nimmst deine Umgebung bewusst und vollständig wahr.

🐎 Du nimmst den Körper deines Pferdes ganz bewusst wahr.

🌟 Du erkennst dein Pferd wirklich als eigenständige Persönlichkeit.

📦 Du übst, dein Pferd nicht vorschnell zu verurteilen.

🪽 Du begegnest deinem Pferd neutral und frei von Erwartungen, Wünschen, Hoffnungen oder Ängsten.

 

Was bewirkt Achtsamkeit beim Menschen?

 

Wie dich Achtsamkeit im Allgemeinen beeinflusst

Wissenschaftliche Studien belegen, dass regelmäßige Achtsamkeitspraxis Stress reduziert, die Emotionsregulation verbessert und sich positiv auf das allgemeine Wohlbefinden auswirkt. Zudem verbessert sie die Konzentration, macht gelassener im Alltag, fördert die Intelligenz und erhöht die Zufriedenheit im Hier und Jetzt. Untersuchungen zeigen bei Symptomen von Angststörungen und Ähnlichem ebenfalls eine positive Wirkung auf.

 

Wie Achtsamkeit die Beziehung zu deinem Pferd verändert

Neben den allgemeinen Auswirkungen kannst du durch einen regelmäßigen achtsamen Umgang mit deinem Pferd auch folgende konkrete Veränderungen bemerken:

🧘‍♀️ du fühlst weniger (Erwartungs-)Druck und bist entspannter

🧠 du verstehst dein Pferd besser

🔎 du nimmst eure Bedürfnisse besser wahr

😮‍💨 du handelst und kommunizierst bewusster und gelassener

🪞 du bist ehrlicher zu dir und deinem Pferd

⚖️ du bist fairer zu deinem Pferd

🦋 du wirkst authentischer

🛡️ du fühlst dich sicherer

🫂 Konflikte und Missverständnisse nehmen ab

 

Bewusst durch den (Pferde-)Alltag –
Vier Achtsamkeitsübungen für den Stall

Hier sind vier konkrete Übungen, um dir einen Einblick in die Achtsamkeits-Praxis zu geben. Probiere sie aus und entscheide für dich, welche Übung dir am leichtesten fällt.

Für einen nachhaltigen Effekt: wiederhole diese Übung eine Woche lang und notiere dir, was du wahrgenommen hast und ob sich über die Tage hinweg etwas verändert hat.

📱 Mach dir von den Übungen jetzt am besten einen Screenshot, so kannst du am Stall nochmal Schritt für Schritt nachlesen und dich an den Fragen entlang hangeln. Die Fragen sollen dir eine Idee davon geben, worauf du achten kannst und sind nicht abschließend. Wenn es andere Dinge sind, die du wahrnimmst: alles bestens!

1. Achtsames Tasten:

Nimm dir eine Körperpartie deines Pferdes vor, welche du nur durch Tasten erkundest. Konzentriere dich auf das, was du durch deine Finger wahrnimmst. 🖐️

Beispiel Schulterblatt: ertaste mit deinen Fingern langsam und bewusst ein Schulterblatt deines Pferdes. Ist das Fell weich oder rau? Gibt es Unebenheiten? Ist die Haut weich oder fest? Gibt es Temperaturunterschiede? Wo beginnt und endet der Knochen? Wie ist die Form dieses Schulterblattes?

2. Achtsames Sehen:

Beobachte ein Auge deines Pferdes. Konzentriere dich auf das, was du siehst. 👀

Welche Form hat das Auge? Glänzt das Auge oder ist es matt oder trüb? Welche Farben erkennst du? Sind Muster erkennbar? Wo schaut das Auge hin? Wie wirkt das Auge im gesamten?

3. Achtsames Sehen + Spüren:

Wenn du das Auge deines Pferdes betrachtet hast, spüre einmal in dich hinein. 😌

Hat das Betrachten etwas in dir ausgelöst? Wie fühlst du dich dabei? In welchem Gemütszustand bist du nun?

4. Achtsames Spüren in Problemsituationen:

Was ist deine persönliche “Problemsituation” mit deinem Pferd? Lässt es sich nicht einfangen von der Wiese? Bleibt es beim Führen stehen? Geht es nicht in den Hänger? Kommt es beim Longieren auf dich zu? Oder ist deine persönliche Herausforderung das Gerede der Anderen am Stall? Was immer es ist:

In dem Moment, wo das passiert, was du nicht möchtest, konzentriere dich auf das, was es in dir auslöst: Wirst du sauer, wütend, enttäuscht, traurig, hilflos, ängstlich? Wo in dir kannst du eine körperliche Reaktion spüren? Hast du einen Kloß im Hals oder Schmerzen im Magen? Schlägt dein Herz schneller oder haben sich vielleicht Muskeln angespannt? 🪞

Noch eine Übung: im Blogartikel über Beziehungen und Bindungen erläutere ich eine weitere Achtsamkeits-Übung. Besonders geeignet bei unruhigen und aggressiven Pferden. Hier geht´s zur Übung.

 

Fazit: Achtsamkeit als Schritt zu deinem bewussteren und entspannteren Pferdealltag

Achtsamkeit im Pferdetraining ist eine wertvolle Entscheidung, die nicht nur deine Beziehung zu deinem Pferd beeinflusst, sondern auch deinen eigenen inneren Zustand stabilisiert. Durch bewusstes Wahrnehmen und Handeln im Hier und Jetzt reduzierst du Stress und Konflikte, während du gleichzeitig deine eigenen Gefühle besser verstehst und die Bedürfnisse deines Pferdes klarer erkennst. Gegenwärtig zu sein fördert eine gelassenere und bewusstere Kommunikation und ermöglicht es dir, deinem Pferd auf Augenhöhe zu begegnen. Je öfter du Achtsamkeit übst, desto natürlicher wird es, bewusst und präsent zu sein.

Ob du dein Pferd beobachtest, es berührst oder dich selbst reflektierst – jede kleine achtsame Handlung hat Wirkung. Sie beeinflusst dich, dein Pferd und eure gemeinsame Beziehung. Der Weg zum achtsamen Miteinander ist kein Weg der Perfektion. Es geht nicht darum, alles immer „richtig“ zu machen. Vielmehr geht es darum, dich auf diesen Weg zu begeben und das was ist bewusster wahrzunehmen.

Wenn du bereit bist, die Verbindung zu deinem Pferd auf eine tiefere und bewusstere Ebene zu bringen, kann Achtsamkeit dein Game-Changer sein. Mach dich auf den Weg – mit Neugier und Offenheit. Denn Achtsamkeit ist kein Ziel, sondern eine kontinuierliche Praxis, die deinen Alltag bereichern kann. 🥾🎁

 

Ausblick: Wie du die Aufmerksamkeit deines Pferdes erhältst

In Kürze wird es einen Artikel geben, der sich mit der Achtsamkeit deines Pferdes beschäftigt. Du erfährst dann, wie du deinem Pferd zu mehr Aufmerksamkeit und Fokussierung verhelfen kannst und wie sich das auf dein Pferd und euer Miteinander auswirkt. Stay tuned! Coming 🔜

 

Du möchtest den Weg der Achtsamkeit nicht alleine gehen? Ich begleite dich gerne – vor Ort oder online. Kontaktiere mich dafür hier. 😊

 


Hinweis: Dieser Artikel bietet eine verkürzte Darstellung des Themas und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit.