Du möchtest mit deinem Pferd eine entspannte Zeit verbringen oder hast ein bestimmtes Ziel – seien es beispielsweise harmonische Ausritte oder eine erfolgreiche Turnierteilnahme. Doch immer wieder gibt es Missverständnisse, Unsicherheiten oder Situationen, in denen du dich fragst: „Warum reagiert mein Pferd so?“.

Der Schlüssel liegt darin, die Bedürfnisse von deinem Pferd und dir zu erkennen und in Einklang zu bringen. Denn erst, wenn du verstehst, was dein Pferd in dem Moment wirklich braucht (und wie das mit deinen Wünschen kollidiert), könnt ihr als Team zusammenwachsen. 🤝

Was sind Bedürfnisse?

Bedürfnisse sind die grundlegenden Anforderungen eines Lebewesens, um physisch und psychisch gesund zu bleiben.
In der Wissenschaft wird oft Maslows Bedürfnispyramide herangezogen, die fünf Ebenen beschreibt:

1. Physiologische Bedürfnisse (z. B. Nahrung, Wasser, Schlaf)

2. Sicherheitsbedürfnisse (z. B. Schutz, Stabilität)

3. Soziale Bedürfnisse (z. B. Zugehörigkeit, Bindung)

4. Individualbedürfnisse (z. B. Anerkennung, Erfolg)

5. Selbstverwirklichung (z. B. persönliche Träume verfolgen)

 

Übertragen wir das auf dein Pferd, wird klar, dass es nicht nur Futter und Wasser braucht, sondern auch Sicherheit, soziale Kontakte und eine sinnbehaftete Beschäftigung.

Kurzfristige und langfristige Bedürfnisse – Wie sie sich gegenseitig beeinflussen

Bedürfnisse lassen sich in kurzfristige und langfristige unterteilen:

Kurzfristige Bedürfnisse sind Dinge, die dein Pferd im Moment möchte, z. B. Spiel, Leckerlie oder unmittelbare Aufmerksamkeit.

Langfristige Bedürfnisse sind essenziell für das allgemeine Wohlbefinden, wie eine stabile Beziehung, Sicherheit und Gesundheit.

 

Nehmen wir ein Beispiel: Dein Pferd möchte spielen (kurzfristiges Bedürfnis), aber es hat eine Beinverletzung, die noch ausheilen muss, damit es zukünftig gesund bleibt (langfristiges Bedürfnis). Gleichzeitig hast auch du Bedürfnisse in dieser Situation: Einerseits möchtest du deinem Pferd die Freude am Spielen nicht nehmen, weil es dir wichtig ist, dass es sich wohlfühlt und ausgelastet ist. Andererseits trägst du die Verantwortung für seine Gesundheit und möchtest vermeiden, dass es sich durch das Toben weiter verletzt.

Du bist also mit gegensätzlichen Bedürfnissen in dieser Situation konfrontiert. ↔️
Zunächst ist es wichtig, die Bedürfnisse zu erkennen. Anschließend gilt es abzuwägen: Welches Bedürfnis ist in diesem Moment schwerwiegender? Was kann vielleicht warten? Und wie kannst du eine Lösung finden, die sowohl deinem Pferd als auch dir gerecht wird? (Hier: statt wildem Toben könntest du beispielsweiße ruhige, gelenkschonende Alternativen anbieten, um sein Bedürfnis nach Spiel zu erfüllen und gleichzeitig seine langfristige Gesundheit zu schützen.)

Diese Momente fordern dich heraus, bewusste Entscheidungen zu treffen: Wo kannst du einen Kompromiss finden, und wo ist es notwendig, ein Bedürfnis – sei es deins oder das deines Pferdes – bewusst zurückzustellen? Solche Abwägungen sind Teil eines vertrauensvollen und gesunden Zusammenseins mit deinem Pferd.

Die wichtigsten Bedürfnisse deines Pferdes

Neben den physiologischen Bedürfnissen ist eins der wichtigsten Grundbedürfnisse für dein Pferd: Sicherheit. 🛟

Pferde sind Herden- und Fluchttiere, die zum Überleben Sicherheit, klare Strukturen und Stabilität benötigen. Sie fühlen sich sicher und wohl, wenn sie wissen, dass sie sich auf ihr Umfeld verlassen können.
Was Sicherheit aus Sicht deines Pferdes bedeutet, liest du in diesem Blogartikel.
Wenn ein Pferd sich unsicher fühlt oder ein anderes grundlegendes Bedürfnis nicht erfüllt ist, zeigt es das oft durch Verhaltensänderungen oder -auffälligkeiten – sei es Unruhe, Aggressivität, Passivität oder Verweigerung. Je besser du dein Pferd verstehst, desto gezielter kannst du es unterstützen.

Wie du die Bedürfnisse deines Pferdes mit deinen in Einklang bringst

Hier sind erste Schritte, die dir helfen können:

1. Achtsamkeit und Beobachtung Beobachte, wie sich dein Pferd in welchen Situationen verhält. Ein gespannter Rücken, Schweifschlagen oder aufmerksame Ohren – all das sind Zeichen dafür, wie es sich gerade fühlt und wo es gerade „hindenkt“. Dein Pferd spricht ständig mit dir – du musst nur mutig sein, zuzuhören. 👂👀

Achte darauf, welche Bedürfnisse bei dir in welchen Situationen im Vordergrund stehen. Welches Bedürfnis kannst du direkt erkennen, welches versteckt sich zum Beispiel hinter einem gewissen Verhaltensmuster.

2. Akzeptanz und Verständnis Pferde reagieren nicht aus Trotz oder Boshaftigkeit – jedes Verhalten hat einen Grund. Ist dein Pferd zum Beispiel „stur“ oder „zickig“, hinterfrage, ob es sich vielleicht unsicher fühlt oder andere Bedürfnisse nicht erfüllt sind.

Akzeptiere, falls auch du “unschönes” Verhalten an den Tag legst. Es ist normal, dass du emotional reagierst oder für Andere unverständlich, wenn deine Bedürfnisse nicht erfüllt sind.
Versuche dein Verhalten und das deines Pferd nicht zu werten. 👍👎

(Beachte: etwas zu verstehen und akzeptieren, heißt nicht, es für gut zu heißen 😉)

3. Grundbedürfnisse stillen Sorge dafür, dass dein Pferd immer genügend Raufutter und frisches Wasser hat, ausreichend Ruhezeiten für den Schlaf erfährt, Bewegung bekommt und in einer gut belüfteten, artgerechten Umgebung lebt mit genug Platz für natürliche Verhaltensweisen. Ähnliches gilt für deine physiologischen Grundbedürfnisse 😊

Fazit: Die Balance macht den Unterschied

Bedürfnisse sind vielschichtig und allgegenwärtig. Das Wahrnehmen und Bewusstwerden von ihnen ist essenziell. 💡

Eine echte Partnerschaft mit deinem Pferd entsteht, wenn du seine Bedürfnisse genauso ernst nimmst wie deine eigenen. Ein Pferd, das sich gesehen und verstanden fühlt, wird bereit sein, mit dir zu kooperieren. Wenn du lernst, das Denken deines Pferdes zu verstehen und seine Bedürfnisse zu erkennen, wird sich eure Beziehung verbessern und euer Alltag entspannen. 🧘🏼

Mehr dazu kannst du auch hier auf meiner Website lesen.

 

Möchtest du mehr darüber erfahren, wie du Bedürfnisse erkennen und deine Kommunikation mit deinem Pferd verbessern kannst? Ich unterstütze dich gerne dabei – vor Ort oder online. Kontaktiere mich hier.


Hinweis: Dieser Artikel bietet eine verkürzte Darstellung des Themas und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit. Neben der Bedürfnispyramide nach Maslow gibt es weitere Modelle und Ansätze, Bedürfnisse unterschiedlich einzuordnen.