Du fragst dich, warum manche Pferde ihren Menschen scheinbar blind vertrauen, während sich deins nicht richtig führen lässt, die Arbeit verweigert oder sich mehr für alles andere als für dich interessiert ? 🤔
Der Schlüssel dazu liegt oft in der Beziehung zum Menschen. Pferde sind soziale Wesen, die eine tiefe Verbindung suchen – sowie wir Menschen. Doch wie baut man eine echte, sichere Bindung auf? Das erfährst du hier. 🔑🐴

Wir klären, was eine gesunde Beziehung ausmacht, was eine sichere Bindung definiert und wie du die Beziehung und Bindung zu deinem Pferd verändern kannst.

Der Zusammenhang zwischen Sicherheit, Vertrauen, Beziehung und Bindung ist komplex und wird in der psychologischen Forschung unterschiedlich betrachtet. Daher stützen wir uns hier auf die wichtigsten Perspektiven der Human- und Pferdewissenschaft.

 

Was ist eine gesunde Beziehung (healthy relationship)?

Unter Beziehung allgemein versteht man die soziale Verbindung zweier Individuen zueinander.

Eine gesunde Beziehung zeichnet sich durch gegenseitiges Vertrauen, ehrliche und offene Kommunikation, gegenseitige Unterstützung, respektvollen Umgang sowie einen ausgewogenen Wechsel zwischen Nähe und Distanz aus. Beide Parteien fühlen sich wohl, respektieren die Bedürfnisse des Anderen und stärken sich gegenseitig.

Eine Beziehung ist eine wechselseitige Verbindung – sei es zwischen Menschen oder zwischen Mensch und Pferd.🔄️
Beziehung bedeutet Zusammenarbeit statt Kontrolle. Als Pferdebesitzer trägst du die Verantwortung mit für eine harmonische Verbindung. Dabei geht es nicht darum, dein Pferd in ein starres Regelwerk zu pressen oder dich als „Chef“ zu etablieren. Auch geht es nicht darum, deine Bedürfnisse immer hinten an zu stellen. Vielmehr sollte eure Beziehung auf Gegenseitigkeit und Wertschätzung basieren.
Eure Beziehung definiert sich auch durch gelebte Werte. Werte sind eigene Überzeugungen, nach denen du (oft unbewusst) dein Handeln ausrichtest.

Dein Pferd kann nicht aktiv zustimmen, mit dir eine Beziehung einzugehen – aber du kannst ihm zeigen, dass du es verstehst und seine Bedürfnisse respektierst. Anstatt es „passend zu machen“, ist es zielführender, dich selbst weiterzuentwickeln, bewusst zu interagieren und so eine echte, vertrauensvolle Verbindung zu schaffen.

 

Was ist eine sichere Bindung (secure attachment)?

Eine sichere Bindung geht über die grundlegende Beziehung hinaus und definiert eine stabile emotionale Verbindung zwischen zwei Individuen.
Das bedeutet, dass man sich bei einer Person emotional sicher fühlt – sei es in einer Partnerschaft, Freundschaft, zwischen Eltern und Kind oder eben dein Pferd bei dir. Diese Bindung entsteht durch Verlässlichkeit, emotionale Unterstützung und das Eingehen auf die Bedürfnisse des Anderen (was Bedürfnisse sind, wie du sie erkennst und auf sie eingehen kannst liest du hier).

Für dein Pferd bedeutet das:

🤝 Verlässlichkeit & Stabilität – Dein Pferd kann sich auf dich verlassen. Du nimmst dein Pferd als Individuum wahr und gehst auf seine Bedürfnisse ein.

🧘🏼 Emotionale Unterstützung – Du nimmst die Sorgen und Ängste deines Pferdes ernst und hilfst ihm mit Stress umzugehen.

🗨️ Achtsame Kommunikation – Du kannst dich mit deinem Pferd verständigen und du reagierst auf seine Signale. Dein Pferd fühlt sich gesehen und verstanden.

🪴 Freiraum lassen – Dein Pferd darf sich in seiner Persönlichkeit und Autonomie entwickeln. Es kann sich als aktiver Part fühlen.

 

So äußern Pferde ihre Bindung zueinander

Sympathisieren zwei Pferde miteinander verbringen sie viel Zeit miteinander, sind sich körperlich nah, erkunden gemeinsam, betreiben Fellpflege und spielen miteinander.

Genau wie bei uns Menschen gibt es unterschiedliche Charaktere, deren Bedürfnisse unterschiedlich ausgeprägt sind. So spielt nicht jedes Pferd mit seinem Freund/ seiner Freundin und manch ein Pferd braucht mehr Raum für sich, ohne die direkte Nähe zu seinem Freund/ seiner Freundin.

 

Daran erkennst du eine sichere Bindung von deinem Pferd

😴 Dein Pferd fühlt sich in deiner Gegenwart sicher und kann sich entspannen.

💕 Es sucht freiwillig deine Nähe und Interaktion.

👀 Es orientiert sich an dir in ungewohnten Situationen.

🔎 Es zeigt Neugier in deiner Nähe.

🧘🏼 Es zeigt weniger Stresssymptome bei Trennung und Wiedervereinigung.

🎯 Es reagiert auf deine Signale mit Aufmerksamkeit.

 

Warum eine sichere Bindung deines Pferdes wichtig ist

Studien zeigen, dass sicher gebundene Pferde:

✔ ruhiger auf Herausforderungen reagieren,

✔ schneller lernen und sich besser konzentrieren,

✔ weniger Stresshormone (z. B. Cortisol) ausschütten,

✔ mehr Vertrauen und Motivation zeigen.

 

Pferde mit unsicherer Bindung neigen hingegen zu:

❌ erhöhtem Stress und Angst,

❌ Widerstand oder Vermeidungsverhalten,

❌ Misstrauen gegenüber neuen Situationen,

❌ Unsicherheit oder Aggression.

 

Wie kannst du die Beziehung und Bindung zu deinem Pferd verändern?

Beziehung und Bindung sind nicht einfach da. Sie entstehen. Sie entstehen durch Interaktionen, und Interaktionen entstehen durch Kommunikation. Kommunikation besteht aus dem gesprochenen Wort (verbal), dem geschriebenen Wort (schriftlich), der bildhaften Mitteilung (visuell), der Mimik und Gestik (non-verbal) und aus Handlungen.

Deine Art der Kommunikation und deines Umgangs ist essenziell, um die Beziehung zu deinem Pferd zu formen. Du kannst also bewusst Einfluss nehmen auf die Beziehung zu deinem Pferd! 👏🏼

Wie genau das geht?

Kommunikation ist die Übertragung von Informationen von einem Lebewesen zu einem anderen. Sie funktioniert jedoch nur, wenn beide Parteien zuhören, damit die Informationen überhaupt beim jeweils Anderen ankommen.

Du benötigen also die Aufmerksamkeit deines Pferdes, um ihm etwas mitteilen zu können – genauso wie dein Pferd deine Aufmerksamkeit benötigt, damit du seine Signale wahrnehmen kannst.

 

Hier ein erster Schritt, der dir dabei helfen kann:

Beobachte im Alltag wann der Fokus deines Pferdes bei dir ist, wie du ihn bekommst und wie du deinem Pferd mitteilst, dass du wahrnimmst, wo es gedanklich ist.
Beispiel: du gehst in Richtung deines Pferdes, es dreht dir ein Ohr zu. Das ist der Moment wo sein Fokus zu dir geht. Teile deinem Pferd jetzt mit, dass du genau das gesehen hast. Da Pferde überwiegend non-verbal miteinander kommunizieren, könntest du beispielsweise stehen bleiben oder zurück gehen. Geht sein Fokus wieder zu etwas anderem, bewege dich. Bis dein Pferd dir wieder seine Aufmerksamkeit schenkt.
Gehst du auf dein Pferd zu und es zeigt keinerlei Interesse an dir, hab Geduld und bewege dich solange weiter, bis sich ein Ohr oder ein Auge zu dir richtet. Spätestens wenn du dich anders verhältst als sonst, wird sich der Fokus deines Pferdes verändern. Versprochen😉

 

Ein weiterer wichtiger Faktor: der Werte-Check

Mache dir bewusst, welche Werte dir wichtig sind, wie du diese Werte in Beziehung lebst und was du dir von deinem Gegenüber wünschst.

Über den folgenden Link findest du heraus, welche Werte dir am wichtigsten sind und wofür du stehst: Der Werte-Test – Ein guter Plan

Dann überlege, was diese Werte für dich im Alltag bedeuten. Woran erkennst du Respekt ganz konkret? Was genau verstehst du unter Akzeptanz? Was macht Unabhängigkeit für dich aus?…..

Reflektiere: handelst du deinem Pferd gegenüber nach deinen eigenen Werten? Verhältst du dich so, wie du es dir von ihm wünschst? Um es dir noch anschaulicher zu machen: verhältst du dich deinem Pferd gegenüber so, wie du es dir von deinem Partner/ deiner Partnerin oder deinen Eltern dir gegenüber wünschen würdest? 🤭

 

Fazit: Beziehung vor (Trainings-)Technik

Eine sichere Bindung und eine gesunde Beziehung machen eine harmonische Partnerschaft mit deinem Pferd möglich. Sie führen zu Vertrauen, Verbundenheit, Entspannung und Sicherheit. Sie helfen daran zu glauben, dass der Andere es immer gut mit einem meint und gute Entscheidungen für einen trifft.
Sie entstehen nicht über Nacht, sondern durch kontinuierliche positive Erfahrungen, achtsame Kommunikation und gegenseitigen Respekt.
Du und dein Pferd seid eigenständige Wesen mit individuellen Bedürfnissen – je besser du lernst, damit umzugehen, desto stärker wird eure Verbindung.
Nicht jede Herausforderung lässt sich allein durch Beziehung lösen, aber eine stabile Bindung macht es dir und deinem Pferd einfacher, gemeinsame Probleme nachhaltig zu bewältigen. Indem du dich auf den Prozess einlässt, gibst du deinem Pferd und dir die Möglichkeit, euch gemeinsam zu entwickeln.

Denn Sicherheit entsteht nicht durch Kontrolle, sondern durch Vertrauen. 🤎

Zum Thema Sicherheit habe ich hier einen eigenen Beitrag geschrieben. Lies weiter!

 

Eine geeignete Kommunikation für dich und dein Pferd herauszufinden und eure Beziehung aufzubauen ist ein Prozess. Auf diesem Prozess begleite ich dich gerne – vor Ort oder online. Kontaktiere mich dafür hier. 😊


Hinweis: Dieser Artikel bietet eine verkürzte Darstellung des Themas und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder absolute Richtigkeit. Neben den genannten Faktoren gibt es weitere Theorien und Ansätze, Beziehungen und Bindungen einzuordnen.